Luftwaffe: Bis zum Ende des Jahrzehnts werden über 200 Millionen investiert

Kalkar. Millimeterweise bewegt sich das 43 Tonnen schwere Betonelement durch die Luft, getragen von den vier schweren Stahlseilen eines Kranwagens. Der Kranführer in seiner Kanzel ist hochkonzentriert, so wie die gelb behelmten Männer unten am Boden, die die schwere Last exakt in die vorgesehene Position auf der Baustelle hinein dirigieren. Aus Betonfertigteilen entsteht hier die künftige Mittelspannungseinspeisung der Kaserne auf dem Kalkarer Beginenberg. Die alte Anlage hat ihre Kapazitätsgrenze angesichts der vielen Neubauten bald erreicht.

Oberstleutnant Henning Kaul (41), Kommandeur der Luftwaffenunterstützungsgruppe Kalkar und Kasernenkommandant zählt auf, was alleine in diesem Jahr an neuen Gebäuden fertig geworden ist. „Das Gebäude 38 ist ein Stabsgebäude,“ so Kaul, „direkt daneben steht das neue Lehr- und Ausbildungsgebäude.“ Ebenfalls neu in Betrieb genommen wurden eine Funkstelle und das Gebäude für den sogenannten Liegenschaftszugangsknoten: „Hier laufen alle Daten- und Kommunikationsleitungen zusammen.“ Rohbauten zeugen davon, dass in Kürze weitere Gebäude an die Nutzer übergeben werden können. Neben einem zweiflügeligen Bürogebäude sind das die neue Sporthalle und das künftige Sanitätsgebäude.

„Wir stehen noch am Anfang der großen Veränderungen“, so Oberstleutnant Kaul. Eine Aussage bei der man sich angesichts dessen was sich bereits getan hat in den vergangenen Jahren verwundert die Augen reibt. „Ab 2022 laufen eine Vielzahl Bauvorhaben parallel“, so der Offizier, „das wird zu einigen Einschränkungen führen. Bereits im kommenden Jahr beginnt der Neubau der Hauptzufahrt. Das wird nicht einfach nur ein neues Gebäude, sondern vielmehr wird die gesamte Zufahrt neugestaltet und tiefer auf das jetzige Kasernengelände gezogen. „Damit wird der Verkehr auf der Römerstraße bei möglichen Rückstaus deutlich entlastet“, so Kasernenkommandant Kaul. Der Ausbau des Luftwaffenführungsgefechtsstandes, ein neues Wirtschaftsgebäude, weitere Bürogebäude und die Funktionsgebäude für die nationalen Unterstützungselemente sind Vorhaben der kommenden Jahre.

In Uedem ist für den März 2022 die Fertigstellung eines neuen Stabsgebäudes geplant. „Parallel zum Neubau der Wache in Kalkar erhält auch der Paulsberg eine neue Zufahrt“, weiß Henning Kaul. Außerdem erhält die Uedemer Anlage ein eigenes Küchengebäude und ein Kleinspielfeld mit Umkleidekabinen und Duschen. Bis zum Ende dieses Jahrzehnt haben die Kasernen in Kalkar und Uedem ihr Gesicht völlig verändert. Mehr als 200 Millionen Euro sind bis dahin investiert worden. Geld von dem auch die heimische Wirtschaft erheblich profitiert. „Zahlreiche Unternehmen die hier mit den Baumaßnahmen beschäftigt sind, kommen aus dem Kreis Kleve oder aus Nachbarkreisen und -städten“, so Oberstleutnant Kaul.

Das diese gewaltigen Veränderungen auf dem Beginenberg in Kalkar und dem Paulsberg in Uedem nur im Team möglich sind, versteht sich von selbst. „Die Zusammenarbeit mit der zivilen Wehrverwaltung, aber auch mit den Planern der Bauverwaltung ist sehr eng“, so Oberstleutnant Kaul. Da die zuständige Niederlassung des Bau- und Liegenschaftsbetriebes in Duisburg sitzt, haben die Mitarbeiter ein eigenes Büro in der Kalkarer Kaserne. „Etwa alle zwei Monate findet eine große Baubesprechung statt“, weiß Henning Kaul, „dazwischen nach Bedarf einzelne Planungsbesprechungen.“

Dann wendet sich der Kasernenkommandant wieder seinem PC und Telefon zu. Der heutige Tag verlangt viel Koordinierung. Seit zwei Uhr in der Nacht sind rund ein Dutzend Schwertransporte auf das Kasernengelände gerollt. Die Römerstraße wurde dafür eigens gesperrt, ist nur in eine Richtung für Anlieger und Angehörige der Kaserne befahrbar. Diese Sperrung wurde vom Kreis Kleve genehmigt, der sich sofort kooperativ gezeigt hat, als die Anfrage aus der Kaserne kam. So läuft bislang alles reibungslos. Das schwere Betonfertigteil ist in seiner Position, der leere Schwertransporter rückt ab, der nächste lässt bereits die Motoren an. Stück für Stück wächst so das neue Gebäude, und die Kaserne verändert weiter ihr Gesicht.

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Autor: Klaus Sattler
Fotos: Sven Dube

 

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